- Erstmals nähert sich Washington der Festlegung von KI-Regulierungsstandards, doch die hitzige Debatte dreht sich um „Wer das Recht zur Regulierung hat“ und nicht um die Technologie selbst.
- In Ermangelung bundesweiter Standards haben die Bundesstaaten Dutzende von Gesetzentwürfen vorgeschlagen: Kalifornien mit SB-53 zur KI-Sicherheit; Texas mit dem Responsible AI Governance Act, der den vorsätzlichen Missbrauch von KI verbietet.
- Big Tech und Start-ups aus dem Silicon Valley lehnen dies ab und argumentieren, dass ein „Flickenteppich“-System zwischen den Staaten Innovationen ersticken und die USA im Vergleich zu China ins Hintertreffen geraten lassen würde.
- Bemühungen im Kongress zielen darauf ab, eine Klausel in das NDAA (National Defense Authorization Act) einzufügen, um Staaten daran zu hindern, eigene KI-Gesetze zu erlassen; dem Weißen Haus ist auch ein Entwurf einer Executive Order (EO) zugespielt worden, die eine „KI-Rechtsstreit-Task Force“ zur Anfechtung von Landesgesetzen einrichtet.
- Der EO-Entwurf erlaubt David Sacks – KI- und Krypto-Zar – die Mitgestaltung eines einheitlichen Rechtsrahmens, der dem Bundespräzedenzfall Vorrang vor dem der Staaten einräumt; er unterstützt offen die Einschränkung der staatlichen Befugnisse und die Förderung der Selbstregulierung.
- Pro-KI-PACs (Political Action Committees) wie Leading the Future haben über 100 Millionen US-Dollar gesammelt und eine 10-Millionen-Dollar-Kampagne gestartet, um den Kongress zu drängen, einen Bundesstandard als Ersatz für Landesgesetze zu verabschieden.
- Viele Staatsführer schlagen zurück: Über 200 Gesetzgeber unterzeichneten einen Brief, der sich gegen die Entziehung der staatlichen Befugnisse im NDAA ausspricht; fast 40 Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten sandten ebenfalls einen Brief, in dem sie die Beibehaltung der KI-Regulierungsbefugnis forderten.
- Der New Yorker Staatsgesetzgeber Alex Bores – das erste Angriffsziel des PAC – sagte, dass eine vernünftige Regulierung für eine vertrauenswürdige KI und nachhaltigen Wettbewerb erforderlich sei.
- Die Staaten sind schneller als die Bundesregierung: Bis November 2025 hatten 38 Staaten über 100 KI-bezogene Gesetze verabschiedet, hauptsächlich zu Deepfakes, Transparenz und der Nutzung von KI in der Regierung.
- Der Kongress ist langsam: Hunderte von Gesetzentwürfen wurden eingebracht, aber nur sehr wenige verabschiedet. Seit 2015 hat der Abgeordnete Ted Lieu 67 Gesetzentwürfe eingereicht, nur 1 wurde Gesetz.
- Experten wie Bruce Schneier argumentieren, dass die Befürchtungen über einen „Flickenteppich“ übertrieben seien: Big Tech halte sich immer noch an strenge EU-Vorschriften, und viele Industrien funktionierten auch unter unterschiedlichen Landesgesetzen gut.
- Um einen föderalen KI-Standard zu schaffen, bereitet der Abgeordnete Lieu einen über 200 Seiten langen Megagesetzentwurf vor, der sich auf Betrug, Deepfakes, Kinderschutz, Transparenz, Whistleblower sowie die Anforderung von Modelltests und Offenlegung der Ergebnisse konzentriert.
- Der Megagesetzentwurf verlangt von Bundesbehörden keine Bewertung von Modellen vor deren Veröffentlichung, was ihn weicher macht als die Vorschläge von Hawley und Blumenthal, aber Lieu sagt, seine „Mäßigung“ erhöhe seine Chancen auf Verabschiedung im von Republikanern kontrollierten Kongress.
📌 Zusammenfassung: Die USA sehen sich einem heftigen Konflikt zwischen der Bundesregierung und den Staaten gegenüber, da 38 Staaten über 100 KI-Gesetze verabschiedet haben, während Big Tech und das Weiße Haus versuchen, die Befugnis der Staaten, KI-Gesetze zu erlassen, zu blockieren. Über 100 Millionen US-Dollar wurden mobilisiert, um den Kongress zur Verabschiedung eines föderalen KI-Gesetzes zu bewegen, und der Kongress bereitet den über 200-seitigen KI-Gesetzentwurf des Abgeordneten Lieu vor, um einen nationalen Standard zu schaffen. Der Streit dreht sich um Geschwindigkeit, Befugnis und das Ausmaß der Verbrauchersicherheit im Zeitalter der KI.

