Einst als das „Backoffice“ der Welt für IT-Dienstleistungen betrachtet, gestaltet Indien seine Position neu, um eine KI-Supermacht zu werden, da Unternehmen, Regierung und Start-ups massiv in künstliche Intelligenz investieren.
Der junge Ingenieur Meetesh Bhatt ist ein Beispiel für diese Welle: Dank KI verzeichnete sein Immobilienunternehmen einen Umsatzanstieg von 20–25 %, indem er Tools für Nachfrageprognosen und virtuelle Besichtigungen einsetzte.
Laut der Boston Consulting Group (BCG) wird sich der heimische KI-Markt Indiens bis 2027 verdreifachen und 17 Milliarden US-Dollar erreichen, angetrieben durch Unternehmensinvestitionen, günstige politische Rahmenbedingungen und einen riesigen Pool an technischen Talenten.
Allerdings erschüttert die KI das traditionelle Modell der IT-Branche, das auf Outsourcing und billigen Arbeitskräften beruht. 80 % der Arbeitsplätze in großen Unternehmen umfassen immer noch repetitive Programmierung, Wartung und Datenanalyse – Bereiche, die nun durch Automatisierung ersetzt werden.
Die Regierung hat die „IndiaAI Mission“ mit einem Budget von 1,25 Milliarden US-Dollar ins Leben gerufen, um Forschung zu fördern, KI zu verbreiten und Dateninfrastrukturen wie die AI Kosh-Plattform zu entwickeln.
Diese Initiative soll Steuereinnahmen in Höhe von 1,5–2,5 Billionen Rupien (16,9–28,2 Milliarden US-Dollar) von den 500 größten Unternehmen generieren.
Indien verfügt derzeit über 600.000 KI-Fachkräfte, benötigt aber zusätzlich 30.000 hochqualifizierte Experten für maschinelles Lernen, um sein Wachstumstempo aufrechtzuerhalten.
Führende Universitäten haben damit begonnen, Studierenden die Nutzung von generativen Werkzeugen wie ChatGPT zu gestatten und KI für die Lehrplangestaltung und virtuelles Tutoring einzusetzen – 60 % der Bildungseinrichtungen haben bereits eigene KI-Richtlinien.
Das Start-up Sarvam.ai entwickelt ein natives großes Sprachmodell, das auf indischen Daten und Sprachen trainiert wird. Gleichzeitig entstehen zahlreiche kleinere, spezialisierte Modelle für das Gesundheitswesen, Versicherungen und die Landwirtschaft.
Trotz des Optimismus sorgt die KI für Turbulenzen auf dem Arbeitsmarkt: Tata Consultancy Services hat 12.000 Stellen abgebaut, und Infosys berichtet, dass KI den Personalbedarf um 35 % reduzieren könnte. Arbeitnehmer auf mittlerer Ebene sind am stärksten betroffen und gezwungen, sich weiterzubilden.
Die Regierung fördert KI-Investitionen in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheitswesen und Klima – Sektoren, die derzeit weniger als 10 % der Gesamtinvestitionen erhalten.
📌 Indien wandelt sich von einem Zentrum für Software-Outsourcing zu einer Nation der KI-Innovation. Mit der 1,25 Milliarden US-Dollar teuren IndiaAI-Mission, 600.000 Experten und GPU-Kosten von nur 1–1,5 US-Dollar pro Stunde verwandelt sich das Land in das erschwinglichste und agilste KI-Labor der Welt. Bei Erfolg wird Indien nicht nur zu den USA und China aufschließen, sondern auch ein „demokratisiertes“ KI-Modell für die Entwicklungsländer gestalten.
