Einer Untersuchung des Wall Street Journal zufolge erhielt das chinesische Startup INF Tech mit Sitz in Shanghai legalen Zugang zu 2.300 Nvidia Blackwell (GB200) KI-GPUs, deren Verkauf an China verboten ist, indem es Rechenkapazität von dem indonesischen Telekommunikationsunternehmen Indosat Ooredoo Hutchison mietete.
- INF Tech ist spezialisiert auf die Entwicklung von KI-Anwendungen im Finanz- und Gesundheitswesen und wurde von Qi Yuan – einem chinesisch-amerikanischen Bürger und Dekan des KI-Instituts der Fudan-Universität – gegründet. Die Fudan-Universität steht im Verdacht, in den Verhandlungsprozess des Vertrags zwischen INF Tech und Indosat involviert gewesen zu sein.
- Die Transaktionskette begann in den USA: Nvidia verkaufte Blackwell-Chips an Aivres, einen Partner für die Herstellung von KI-Servern. Aivres hat seinen Sitz in Kalifornien und steht im Verdacht, Verbindungen zu Inspur zu haben – einem chinesischen Konglomerat, das zuvor wegen der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Militär auf die US-Entity-List (Sanktionsliste) gesetzt wurde. Da Aivres jedoch ein US-Unternehmen ist, handelt es legal, solange es die Exportbestimmungen einhält.
- Aivres verkaufte anschließend 32 Nvidia GB200-Server-Racks (mit jeweils 72 GPUs) an Indosat, im Gesamtwert von etwa 100 Millionen US-Dollar, was 2.304 Blackwell-GPUs entspricht. Dieses System wurde im Oktober 2025 in Jakarta installiert.
- Indosat hatte zuvor einen Vertrag mit INF Tech als chinesischem Kunden unterzeichnet – und erst dann die Ausrüstung von Aivres gekauft. Quellen zufolge nutzt INF Tech den Servermietdienst von Indosat, um KI remote zu trainieren, was legal ist, da es die US-Hardware nicht direkt importiert.
- Weder INF Tech, Indosat noch die Fudan-Universität stehen auf der Entity List, sodass die Transaktion nicht gegen US-Recht verstößt, obwohl sie politische Kontroversen auslöst, da sie China einen Weg eröffnet, über ein Drittland auf US-GPUs zuzugreifen.
- Experten warnen, dass gesperrte Unternehmen die „Cloud-Leasing“-Lücke nutzen könnten, um Exportkontrollen zu umgehen. Wenn Peking Unternehmen zur Zusammenarbeit mit dem Staat zwingt, könnten Trainingsdaten oder Modelle indirekt an die chinesische Regierung weitergegeben werden.
- Die Biden-Regierung hatte zuvor die „AI Diffusion Rule“ vorgeschlagen, um dieses Szenario zu verhindern, aber Präsident Trump setzte sie nicht um, da er argumentierte, die Regulierung würde Innovation verlangsamen.
- Nvidia bekräftigte, dass der Exportprozess legal und vollständig auf Einhaltung der Vorschriften geprüft wurde. Das Unternehmen argumentiert, dass übermäßige Beschränkungen der vorherigen Regierung „die USA ihren Wettbewerbsvorteil und Verluste in Milliardenhöhe gekostet haben.“
- Der CEO von Indosat, Vikram Sinha, erklärte, das Unternehmen „arbeite mit globalen Kunden, einschließlich den USA und China, zusammen, sofern die internationalen Vorschriften vollständig eingehalten werden.“
📌 Zusammenfassung: Der Fall, dass das chinesische Startup INF Tech 2.300 Blackwell-GPUs über den indonesischen Telekommunikationsanbieter Indosat mietet, deckt eine große Lücke in den US-Exportkontrollen für KI auf: China kann über die Cloud-Infrastruktur Dritter auf fortschrittliche Hardware zugreifen. Obwohl die Transaktion auf dem Papier legal ist, befürchten Experten, dass dies ein „neues Umgehungsmodell“ ist, das es chinesischen Unternehmen ermöglicht, KI der nächsten Generation zu trainieren, ohne die verbotene Hardware direkt besitzen zu müssen.
