Dr. Anastasia Berg, Dozentin für Philosophie an der University of California, Irvine, warnt: Mehr als die Hälfte der Studierenden in ihrem Kurs „Zeitgenössische ethische Probleme“ nutzten KI, um ihre Abschlussprüfungen zu schreiben – obwohl dies ausdrücklich verboten war.
Sie argumentiert, dies sei nicht nur akademische Unehrlichkeit, sondern ein Zeichen einer „subkognitiven Wende“ – bei der Studierende allmählich die Fähigkeit verlieren, selbstständig zu denken und sich auszudrücken.
Berg argumentiert: Sprache ist die Grundlage des Denkens; Menschen können nicht denken, ohne die Fähigkeit, Sprache kompetent zu verwenden. Der Prozess des Lesens, Verstehens und Schreibens ist genau der Prozess, der die Denkfähigkeit formt.
Doch wenn Studierende die KI scheinbar kleine Aufgaben wie das Zusammenfassen von Dokumenten, das Erstellen von Gliederungen oder die Analyse von Textpassagen „erledigen“ lassen, verlieren sie diese zentrale Trainingsmöglichkeit.
Sie schreibt: „Die Fähigkeit zu erkennen, was argumentiert wird und wie es argumentiert wird, kann nicht ersetzt werden. Kein Teil des kognitiven Verständnisses ist trivial.“
Die Nutzung von KI für Aufgaben wie das Zusammenfassen macht Studierende von schablonenhaften Analysen abhängig und führt dazu, dass sie die Fähigkeit verlieren, Details zu unterscheiden, komplexe Texte zu verstehen oder den Wert eines Arguments zu beurteilen.
Langfristig führt dies zu einer „postkognitiven“ Gesellschaft, in der die Menschen nicht mehr in der Lage sind, Nachrichten zu lesen, medizinische Dokumente zu verstehen oder verantwortungsvoll an der Demokratie teilzunehmen.
Sie widerspricht der Ansicht des Historikers D. Graham Burnett (Princeton), der meint, „Schreib- und Lesefähigkeit“ sei nur eine historische Phase und im Zeitalter der KI nicht mehr notwendig. Berg sieht dies als einen gefährlichen Kompromiss, der die Hochschulbildung zu einer „Verkindergartenisierung“ macht – wo Schüler nur singen, kopieren und Buchstaben an die Wand kleben, anstatt zu lesen und zu schreiben.
Ihrer Meinung nach gibt es immer noch viele Studierende, die selbstständig lesen, denken und schreiben wollen und können – was sie brauchen, ist eine technologiefreie Umgebung und Dozenten mit dem Willen, echte akademische Disziplin aufrechtzuerhalten.
„Die Universität existiert, um kognitiv reife Erwachsene hervorzubringen. Das kann nur erreicht werden, wenn wir den Studierenden helfen, allein zu lesen, zu denken und zu schreiben“, schließt sie.
📌 Der Einsatz von KI im Studium bedroht nicht nur die akademische Integrität, sondern untergräbt auch die Grundlage der menschlichen Kognition. Wenn Studierende die KI zusammenfassen lassen, anstatt zu lesen und zu verstehen, verlieren sie die Fähigkeit des sprachlichen Denkens – die Wurzel von Wissen und Freiheit. Die Lösung, so Dr. Berg, ist die Rückkehr zu einem „technologiefreien“ Lernraum, in dem Menschen das Lesen, Denken und Schreiben noch als genuine intellektuelle Akte praktizieren.
